Nachrichten

2017 gemeinsam zurückgeschaut

Das Jahr 2017 geht zu Ende. Zeit für uns alle, zurückzuschauen auf ein spannendes und bedeutendes Jahr für die Ökumene: Was hat mich bewegt, was hat mich nachdenklich gemacht, was hat mich gefreut, was geärgert und was müsste jetzt weitergehen? So fragen wir uns am Ende dieses Jahres.

2013, vor vier Jahren, hatten 62 Personen aus Kirche, Politik und Gesellschaft auf die verschiedenen „Fragen der Woche“ geantwortet. Anhand des Dialogdokumentes „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ hatten sie einen Ausblick auf die lutherisch-katholische Ökumene geworfen. Heute, am Ende des Jahres 2017, haben wir sechs von Ihnen noch einmal angeschrieben und nach einen Rückblick gefragt. Gundula Gause, Eddi Hüneke, Norbert Lammert, Elisabeth Dieckmann, Gerhard Feige und Karl-Hinrich Manzke schauen [hier] zurück auf das Jahr 2017.

Sie finden die sechs individuellen Rückblicke prominent auf der Startseite der Projekt-Webseite 2017 gemeinsam unterwegs. Zum Ende des Jahres 2017 haben wir nämlich auch unsere Webseite umprogrammiert und verkleinert. Sie finden neben den Rückblicken nun übersichtlich im Bereich Archiv fast das gesamte Material der Webseite als PDF-Dateien. So können Sie weiter das Dialogdokument, die gemeinsame Liturgie, aber auch die vielen anderen Hintergrundtexte und Anregungen auffinden und verwenden – auch nach 2017.

Dabei wünschen wir Ihnen weiterhin einen ökumenischen Geist und gutes Gelingen. Für das Weihnachtsfest wünschen wir Ihnen zudem einige ruhige Tage und ein gesegnetes Fest.

Ihre Arbeitsgruppe

2017 gemeinsam unterwegs

PS: Sie hören auch im neuen Jahr wieder von uns. Versprochen!


Zum Reformationstag 2017

Liebe Abonnentinnen und Abonnenten unseres Newsletters,

es ist so weit: Der Reformationstag 2017 ist gekommen. 500 Jahre nachdem Martin Luther seine 95. Thesen an die Wittenberger Schlosskirche genagelt hat (so sagt man). Die evangelische Lutherdekade und das Jubiläumsjahr erleben ihren Abschluss und, in manchen Fällen, ihren Höhepunkt. Wir hoffen, dass dies in vielen Teilen Deutschlands und der Welt mit ökumenischen Gottesdiensten erfolgt: Geschwisterlich zusammenzustehen, auf das Wort Gottes hören, beten, die gemeinsame Geschichte betrachten und die nächsten Schritte des gemeinsamen Weges planen.

Die letzten Jahre vor dem Reformationsjubiläum haben wahrhaft einen neuen Schwung in die lutherisch-katholischen Beziehungen gebracht. Das war vor fünf Jahren, zur Halbzeit der Lutherdekade, noch nicht absehbar. Viele verschiedene Impulse und Beiträge kamen zusammen. Für uns besonders wichtig das Dialogdokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“, das Lutherischer Weltbund und Vatikan im Jahr 2013 gemeinsam herausgegeben haben. Es stand auch am Anfang unseres Projekts „2017 gemeinsam unterwegs“ und unserer Homepage. Dort konnten sie die Ergebnisse des lutherisch-katholischen Dialogs online kommentieren und diskutieren - eine Premiere für uns und für ein offizielles Dialogdokument.

Doch das gewachsene Verständnis sollte nicht in der Theorie stehen bleiben. Auf das Dialogdokument folgte Anfang 2016 ein liturgischer Entwurf für einen ökumenischen Gottesdienst zum Reformationsjubiläums. Unsere Webseite widmete sich seitdem vor allem dem Zweck, Ihnen diesen Entwurf zu präsentieren, zur Anwendung in der Gemeinde nutzbar zu machen und Ihnen weitere Ideen für ein ökumenisches Reformationsjubiläum zu geben. Damals noch unbekannt: Diese Liturgie sollte später den Untertitel Lund-Liturgie erhalten, nachdem sie am 31. Oktober 2016 beim Gemeinsamen katholisch-lutherischen Reformationsgedenken in Lund verwendet wurde. Von Papst Franziskus, LWB-Präsident Younan und LWB-Generalsekretar Junge wurde dort das Jahr 2017 als das Jahr des ökumenisch verantworteten Reformationsjubiläums international eröffnet. Die Bilder davon gingen um die Welt, besonders der herzlichen und innigen Umarmungen.

Für die Arbeitsgruppe hinter „2017 gemeinsam unterwegs“ waren es erlebnisreiche Jahre. Wir erhielten viele gute Rückmeldung für unseren Ansatz, von vornherein das Projekt gemeinsam lutherisch-katholisch aufzubauen: Nicht ein lutherisches Projekt mit katholischer Beteiligung, sondern von Anfang an gemeinschaftliche getragen durch das Johann-Adam-Möhler-Institut und dem Deutschen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes. Wir haben viel gelernt in dieser Zeit: voneinander, von Ihnen und von der anderen Konfession.

Mit dem Reformationstag neigt sich auch unser Projekt dem Ende entgegen. „2017 gemeinsam unterwegs“ hat noch zwei Monate, bis es Vergangenheit ist. Aber der gemeinsame ökumenische Weg geht weiter. Wir werden weiter daran arbeiten. Das haben wir uns letzten Freitag bei einem Arbeitsgruppentreffen zugesagt. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten. Lassen Sie sich überraschen.

Bis dahin wünschen wir Ihnen einen segensreichen und ökumenischen Reformationstag 2017

Ihre Arbeitsgruppe

2017 gemeinsam unterwegs


 

Reformierte Weltgemeinschaft tritt Gemeinsamer Erklärung zur Rechtfertigungslehre be

18 Jahre ist es her, dass der Lutherische Weltbund und die römisch-katholische Kirche die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GER) verabschiedet haben. Ohne Frage ist dies eines der bedeutendsten Dokumente der jüngeren Ökumene, hielten doch Lutheraner und Katholiken fest, „dass uns die historischen Lehrunterschiede zur Rechtfertigungslehre nicht mehr trennen.“

Am 5. Juli 2017 schloss sich nun die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) der GER an. WGRK-Generalsekretär Chris Ferguson unterzeichnete während eines Gottesdienstes in der Stadtkirche in Lutherstadt Wittenberg eine Assoziierungserklärung für die Gemeinschaft von 225 Kirchen der reformierten Tradition weltweit. Dieses Dokument bekräftigt offiziell die GER, die reformierten Kirchen bringen aber gleichzeitig dabei ihren besonderen Schwerpunkt ein, insb. der wesentliche Zusammenhang von Rechtfertigung und Gerechtigkeit.

Auch die bisherigen Unterzeichner der GER bekräftigten ihren Willen zur weiteren Einheit. In einem begleitenden Statement heißt es: „Wir verpflichten uns, für die Vertiefung unseres gemeinsamen Verständnisses der Rechtfertigung in der theologischen Forschung, Lehre und Verkündigung zu streben. Was wir schon erreicht haben und wozu wir uns verpflichten, das wird von Katholiken, Lutheranern, Methodisten und Reformierten als Teil ihres Strebens nach der vollen Gemeinschaft und dem gemeinsamen Zeugnis in der Welt gesehen, was der Wille Christi für alle Christen ist.“

Lesen Sie weiter:

[Hier] finden Sie die Assoziierungserklärung der WGRK (mehrsprachig). 

[Hier] finden Sie die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre von 1999.

Bild: WGRK/Anna Siggelkow

Erinnerung heilen – heilende Erinnerung: Impulse für ein ökumenisches Erzählcafé

Auch wenn an vielen Orten im Blick auf 500 Jahre Reformation gemeinsam Dank gesagt werden kann für Impulse, die die Reformation hervorgebracht hat, sind viele Verletzungen, die Menschen durch Konfessionsstreitigkeiten erfahren haben, längst nicht geheilt. Auch aus diesem Grund haben Papst Franziskus und der Präsident des Lutherischen Weltbundes, Bischof Munib Yunan, in ihrer gemeinsamen Botschaft vom 31.10.2016 in Lund auf die heilende Verwandlung der Erinnerung hingewiesen, wenn sie sagen: „Während die Vergangenheit nicht verändert werden kann, dann das, woran man sich erinnert und wie man sich erinnert verwandelt werden.“ Die Ökumenekommission des Bistums Hildesheim regt mit einem [kleinen Flyer] dazu an, zu ökumenischen Erzählcafés einzuladen, um den Prozess der Heilung der Erinnerung zu unterstützen.


Gemeinsam für die Würde des Menschen eintreten

Neue lutherisch-katholische Studie zur Anthropologie veröffentlicht

Liebe Leserinnen und Leser,

die evangelisch-katholische Ökumene ist geprägt vom intensiven Gespräch über theologische Fragen. Seit 1976 führen die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) und die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) Lehrgespräche, um zur Klärung kontroverstheologischer Fragen beizutragen. Mit der Studie „Gott und die Würde des Menschen“ ist nun der Abschlussbericht der dritten Lehrgesprächsrunde veröffentlicht worden. Die Dritte Bilaterale Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz von Bischof Dr. Gerhard Feige (DBK) und Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke (VELKD) hatte sich in einem mehrjährigen Dialogprozess mit den Fragen von Anthropologie und ethischer Urteilsbildung beschäftigt.

Die nun vorgelegte Studie zeigt das gemeinsame Menschenverständnis beider Kirchen auf und will helfen, mögliche ethische Konflikte besser zu verstehen und mit ihnen sachgemäß umzugehen. Es wird gezeigt, dass trotz einzelner Differenzen in ethischen Fragen ein überzeugendes gemeinsames Eintreten der Kirchen für die Menschenwürde möglich ist. Wie bislang kein anderes Dokument der Konsensökumene hat daher „Gott und die Würde des Menschen“ den anthropologischen Konsens zwischen den beiden Kirchen herausgearbeitet. Dieser wird rechtfertigungstheologisch, schöpfungstheologisch, christologische und eschatologische entfaltet. In den theologischen und konfessionellen Traditionen und Begriffsbildungen gibt es eine Vielfalt an Methoden und Kategorien. Diese verhindert aber nicht „die Gewinnung gemeinsamer Standpunkte zur Gottesebenbildlichkeit, zur Christusförmigkeit, zur Rechtfertigung und zur Erlösung des Menschen; sie zeigt vielmehr, dass eine theologische Pluralität die Intensität der Reflexion erhöht, wenn die Voraussetzungen und Perspektiven der verschiedenen Ansätze transparent gemacht sind“ (§ 196).

„Wir sind in unserem langen und intensiven Gesprächsprozess zu dem Ergebnis gekommen, dass es eine grundlegende Übereinstimmung in der Anthropologie und eine breite Gemeinsamkeit in der Ethik gibt. Auch hier gilt: Uns eint mehr als uns trennt“, erklärt Bischof Feige, Vorsitzender der Ökumenekommission der DBK. „Die bestehenden Unterschiede werden in der Studie als ein begrenzter Dissens qualifiziert, der aber die fundamentalen Gemeinsamkeiten nicht aufhebt und nicht von der gemeinsamen Verantwortung zum Schutz der Menschenwürde entbindet.“

„Angesichts der aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten wollen wir auf der Grundlage des biblischen Zeugnisses die gemeinsamen anthropologischen Grundlagen des christlichen Glaubens stark machen“, betont der Catholica-Beauftragter der VELKD, Landesbischof Manzke. „Ich bin überzeugt, dass die Ausführungen unseres Abschlussberichtes unseren Kirchen neue Impulse geben können, gemeinsam für die Würde des Menschen einzutreten, wo immer sie in Frage gestellt oder gar mit Füßen getreten wird.“

Die Studie wird von der Arbeitsgruppe verantwortet und mit der Veröffentlichung den auftraggebenden Kirchen zur Prüfung vorgelegt. Die Kommissionsmitglieder hoffen, dass sie darüber hinaus zu einer breiten Diskussion in Kirche und Gesellschaft anregt. Sie ist am 6. März 2017 im Bonifatius-Verlag und der Evangelischen Verlagsanstalt erschienen und im Buchhandel erhältlich.

[Hier] direkt beim Verlag bestellen.

Mehr Informationen im [PDF]


Luther in Ostwestfalen

soweit wir wissen, war Luther nie in Ostwestfalen. Aber das heißt nicht, dass das Jahr 2017 dort spurlos vorbeigeht – ganz im Gegenteil. Vom 31.Oktober 2016 bis zum 12. November 2017 steht das Lutherbild im Mittelpunkt eine Sonderausstellung der Stiftung Kloster Dalheim. Unter dem Titel „Luther. 1917 bis heute“ lädt die Ausstellung ins LWL-Landesmuseum für Klosterkultur ein, um dort den Wandel des Lutherbildes in den letzten 100 Jahren als Spiegel seiner Zeit wahrzunehmen.

Mit zahlreichen aussagekräftigen Exponaten wird deutlich, wie sehr sich das Lutherbild im 20. Jahrhundert gewandelt hat, und zwar nicht nur in den Kirchen, sondern auch in Politik und Gesellschaft. Immer wieder wurde und wird der Reformator so zur Projektionsfläche der eigenen Anliegen. Erscheint Luther im Kriegsjahr 1917 zur 400-Jahrfeier des Thesenanschlags als Nationalheld des Kaiserreichs, wird er im Nationalsozialismus als Protagonist der politischen Propaganda vereinnahmt. Vor allem seine antijüdischen Schriften wirken sich verhängnisvoll aus. Der Blick auf das geteilte Nachkriegsdeutschland zeigt zum einen die Haltung des SED-Regimes zwischen Ablehnung und Aneignung der Gestalt Luthers, aber ebenso die zunehmende positive Würdigung des Reformators in der Bundesrepublik Deutschland. Und auch in der Gegenwart ist Luther fast allgegenwärtig, nicht nur in Theologie und Kirche, sondern auch in Kultur und Gesellschaft. Neben der sachlichen Auseinandersetzung mit dem Reformator sowie den ökumenischen Verständigungen über seine Gestalt und Theologie wird Luther dabei auch gerne zur Begründung eigener Gedanken und Anliegen benutzt. Und die Vermarktung Luthers, die in der Ausstellung ebenfalls gezeigt wird, lässt heute, wie es heißt, „kaum Wünsche offen“.

Der Gang durch die Ausstellung wird so zum Gang durch 100 Jahr deutscher Geschichte und lädt dazu ein, sich auch persönlich mit der Gestalt und Wirkung Luthers auseinanderzusetzen. Ein Besuch in Ostwestfalen lohnt sich also!

Mehr zu der Ausstellung finden Sie [hier]

Kunstsammlungen der Veste Coburg als Dauerleihgabe der Oberfrankenstiftung Bayreuth © LWL

„An Christus hängen und den Blick auf ihn zu behalten, darauf sind alle angewiesen.“

Ökumenischer Gottesdienst in Magdeburg gefeiert

Eindrücklich durften die Gottesdienstteilnehmer am Ökumenischen Reformationsgottesdienst in Lund und die Fernsehzuschauer in aller Welt erleben, dass Lutheraner und Katholiken auf einem unumkehrbaren Weg von Konflikt zur Gemeinschaft sind. Nur wenige Tage danach wurde auch in Deutschland dieser Weg gottesdienstlich begangen. Am 4. November 2016 fand in der katholischen Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg eine zentrale Feier des gemeinsamen Gottesdienstes in Deutschland statt. Geleitet wurde der ökumenische Gottesdienst von Bischof Dr. Gerhard Feige, Vorsitzender der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke, Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), und Landesbischöfin Ilse Jungermann (Magdeburg), Stellvertretende Leitende Bischöfin der VELKD. Die Feier fand im Rahmen der Generalsynode der VELKD und der Vollversammlung der Union Evangelischer Kirche statt.

In ihrer gemeinsamen Predigt legten Bischof Feige und Landesbischof Manzke Johannes 15,1-5 (Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben) anhand von drei Bildern aus. Mit Blick auf eine byzantinische Weinstock-Ikone hielten die beiden fest:  „Und die Freude, am Weinstock, der für Christus steht, zu wachsen und zu reifen und mit ihm verbunden zu sein, hat gleichzeitig zur Folge: Die Freude wird dadurch groß, dass auch andere dazu gehören. Wie traurig anzusehen wäre die Traube, die alleine am Weinstock wächst und reifen muss und durch ihr überzogenes Bewusstsein, als einzige Traube an dem Weinstock wirklich Platz haben zu dürfen, die anderen vermissen müsste.“ Unterschiede im Wachstum werden nicht aufgehoben. Zweige seien unterschiedlich, nicht alle Früchte gleich groß und schön anzusehen. Aber: „ An Christus hängen und den Blick auf ihn zu behalten, darauf sind alle angewiesen.“ Abschließend zeigten die beiden Prediger sehr persönlich auf, wie förderlich und heilsam es sein kann, sich gegenseitig im Lichte Jesu Christi zu betrachten. Beide erzählten beide, was sie an dem Anderen, also der katholischen bzw. lutherischen Kirche schätzen, weil man den Geist Gottes eindrucksvoll am Wirken sieht.

Neugierig geworden, was das wohl ist? Dann lesen Sie die Predigt im Wortlaut [hier].