Lund (Schweden), 31. Oktober 2016 – Papst Franziskus, LWB-Präsident Bischof Dr. Munib A. Younan und LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Martin Junge standen heute einer Gedenkveranstaltung vor, in deren Rahmen die katholische Kirche und der Lutherische Weltbund (LWB) ihre Entschlossenheit erklärt haben, sich vom Konflikt abzuwenden, den Weg zur Gemeinschaft zu beschreiten und ihr gemeinsames Zeugnis zu stärken. Erstmals gedachten bei diesem historischen Ereignis, das in Schweden stattfand, die katholische und die lutherische Tradition auf Weltebene gemeinsam eines Reformationsjubiläums.
Mit dem Studiendokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ haben lutherische und römisch-katholische Kirche festgehalten: „Katholiken und Lutheraner brauchen die Erfahrung, die Ermutigung und die Kritik des jeweils Anderen“ (Nr. 240). Zu dieser ökumenischen Offenheit gehört nicht nur, dass den ökumenischen Partnern die Motive und Einsichten der eigenen Konfession verständigungsoffen kommuniziert werden, sondern sie schließt auch ein Interesse an den Motiven und Einsichten der ökumenischen Partner ein. So ist das Reformationsjahr auch Anlass, eingespielte konfessionelle Selbst- und Fremdbilder wahrzunehmen und auf den Prüfstand zu stellen.
Zwei akademische Tagungen wollen genau diesem Anliegen, den anderen offenen wahrzunehmen, Rechnung tragen:
Vom 28. November bis 1. Dezember 2016 laden die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands und die Evangelische Akademie Tutzing zu der Tagung „Reform im Katholizismus. Traditionstreue und Veränderung in der römisch-katholischen Theologie und Kirche“ ein. Diese evangelische Veranstaltung wird zunächst grundsätzlich der Frage nachgehen, wie in der römisch-katholischen Kirche Kontinuität und Innovation austariert sind, welche Formen und Instanzen des Umgangs mit Diskontinuität sie entwickelt hat und wie sie Traditionstreue und Flexibilität miteinander zu verbinden versucht. Dies wird dann anhand ausgewählter Fallstudien illustriert.
Ein von der Päpstlichen Universität Gregoriana, dem Päpstlichen Einheitsrat und dem Johann-Adam-Möhler-Institut verantwortetes internationales Symposium wendet sich hingegen dem Thema „Luther und die Sakramente“ zu. Gemäß der Überzeugung „Katholiken können heute Martin Luthers Reformanliegen würdigen und sie mit größerer Offenheit betrachten, als dies früher möglich war“ (Vom Konflikt zur Gemeinschaft, Nr. 28) möchten die katholischen Veranstalter die Anliegen der Theologie Martin Luthers durch eine katholische „Relecture“ in ökumenischer Perspektive neu verstehen lernen. Dazu laden sie vom 26. Februar bis 1. März 2017 nach Rom ein.
Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten für diese beiden hochinteressanten und sicherlich sehr anregenden Tagungen finden Sie hier:
http://www.ev-akademie-tutzing.de/veranstaltung/reform-im-katholizismus/
In einem gemeinsam verantworteten Beitrag haben Kurt Kardinal Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, und Pfarrer Dr. h. c. Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, nochmals auf die historische Bedeutung der ökumenischen Veranstaltungen in Lund und Malmö am 31. Oktober 2016 aufmerksam gemacht.
In ihrem Artikel heben sie besonders hervor, dass erstmals in der Geschichte Katholiken und Lutheraner auf der Weltebene gemeinsam an die Reformation erinnern. Vor der Papst-Reise zum Reformationsgedenken nach Schweden rufen sie gemeinsam zur Überwindung von Konflikten auf: „LutheranerInnen und KatholikInnen sind aufgefordert, ihren Konflikt hinter sich zu lassen und sich ihrer gemeinsamen Zukunft zuzuwenden.“ Beide sprechen sich dafür aus, vom Konflikt zur Gemeinschaft zu kommen und Hass und Gewalt, auch religiös motivierter Art, energisch zurückzuweisen.
Die Verpflichtung auf ein gemeinsames Zeugnis wird besonders in der Veranstaltung im Stadion von Malmö deutlich werden: „Im Rahmen dieser öffentlichen Veranstaltung werden die Abteilung für Weltdienst des Lutherischen Weltbundes, die derzeit weltweit über 2,3 Millionen Flüchtlinge unterstützt, und Caritas Internationalis, die aktuell in 164 Ländern in aller Welt aktiv ist und für Menschen in Not Beeindruckendes leistet, mit der Unterzeichnung einer offiziellen Vereinbarung ihre zukünftige partnerschaftliche Zusammenarbeit besiegeln. Persönliches Zeugnis, Gesang und Gedankenaustausch von katholischen und lutherischen Gläubigen werden in diesem Rahmen unterstreichen, dass ihre Verpflichtung, den Konflikt hinter sich zu lassen, nicht nur die beiden Konfessionen betreffen soll, sondern dass sie Frucht tragen wird im mitfühlenden und liebenden Dienst an den Nächsten in einer Welt, die die Wunden und Spaltungen von Konflikten, Gewalt und Umweltzerstörung an sich trägt.“
Den vollständigen Betrag finden Sie [hier zum Nachlesen].
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und würden uns freuen, den einen oder die andere von Ihnen auf einer der beiden Tagungen zu treffen.
Seien Sie Teil eines weltgeschichtlichen Ereignisses! Am diesjährigen Reformationstag feiern Papst Franziskus und LWB-Präsident Younan und LWB-Generalsekretär Junge im schwedischen Lund erstmals einen gemeinsamen Gottesdienst zum Reformationsgedenken. Und Sie können mitfeiern! Auf der Homepage www.2017gemeinsam.de finden sich seit heute Bausteine für Gemeindegottesdienste. Sie umfassen Lieder aus dem Gottesdienst, Fürbittgebete, Predigteinstiege und weitere kurze Texte zu der Veranstaltung. Damit können Gemeinden den Gottesdienst in Lund in ihren Gemeindegottesdiensten aufnehmen und sich in die Gebetsgemeinschaft von Lutherischem Weltbund und Vatikan stellen.
Das Material ist sowohl für katholische wie evangelische Gottesdienste geeignet. Selbstredend kann natürlich auch am 31. Oktober (oder später) ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert werden – nach dem Vorbild von Lund. Dafür steht die komplett ausgearbeitete ökumenische Liturgie von LWB und Vatikan online, die auch in Lund verwendet wird.
Ob Gottesdienst zum Reformationstag, Allerheiligen oder der reguläre Sonntagsgottesdienst – nehmen Sie die Annäherung von Lutheranern und Katholiken mit in Ihre Gebete auf und seien Sie selbst Teil der weltweiten Gemeinschaft, die sich gemeinsam auf dem Weg „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ befindet.
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